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Im Oktober 2019 ist die neue Veranstaltungstechnikmeister-Fortbildungsprüfungsverordnung (VTMFPrV) in Kraft getreten, womit nun nicht mehr allein Fachwissen in den Prüfungen nachgefragt wird, sondern auch Lösungswege bewertet werden. Dies zeigt deutlich, dass auch bei der Meisterausbildung soziale und kommunikative Lernziele eine zunehmende Rolle spielen. Diese neuen Lernziele stellen Akademien und Weiterbildungsinstitute vor ganz neue Herausforderungen.
Seit Anfang 2020 untersucht das Forschungsprojekt AL-Pro der Beuth Hochschule für Technik Berlin und der HTW Berlin, welche Kompetenzen bei der Planung und Leitung von Veranstaltungen im besonderen Maße gefordert werden. Mitten in der Corona-Krise ist schnell deutlich geworden, dass die Veranstaltungsbranche die Auswirkungen der Pandemie nicht nur als erste zu spüren bekommen hat, sondern auch mit besonderer Heftigkeit davon betroffen ist.
Erste Forschungsergebnisse zeigen: Führungskräfte in der Veranstaltungsbranche sind auch im besonderen Maße dazu befähigt, Krisen zu bewältigen. „In den Experteninterviews wird deutlich“, so Thomas Sakschewski, Professor für Veranstaltungsmanagement an der Beuth Hochschule und Projektleiter des Forschungsprojekts, „wie wichtig Soft Skills wie Stressresilienz, Konfliktfähigkeit oder Flexibilität, aber auch digitale Kompetenzen und Kreativität für das erfolgreiche Durchführen von Projekten sind.“ Da solche Fähigkeiten aber in der traditionellen Lehre kaum vermittelt werden (können), arbeitet das Forschungsprojekt zusammen mit Künstler*innen an kunstbasierten Trainingsmethoden wie Bewegen im Raum, Darstellen und Rollenspielen, um zu zeigen, wie in Krisen erforderliche Kompetenzen nachhaltig vermittelt werden können.
Mit den Kooperationspartnern Event-Akademie aus Baden-Baden und DEAplus aus Hannover konnte AL-Pro die wichtigsten Bildungsträger in der Veranstaltungsbranche für dieses interdisziplinäre Forschungsprojekt gewinnen. Erstmalig arbeiten die Event-Akademie und die DEAplus im Rahmen des Forschungsprojekts gemeinsam Lehrformate aus. Das Projekt ist zu einer Herzensangelegenheit jenseits wirtschaftlicher Eigeninteressen geworden, um Kunst, Wissenschaft und Bildung zusammenzuführen. Dadurch wird erstmalig auch quantitativ wissenschaftlich untersucht, inwieweit kunstbasierte Trainingsmethoden bei der Vermittlung von Soft Skills für Führungskräften in der Veranstaltungsbranche wirksam sind.
In den letzten Monaten entwickelte die erfahrene Regisseurin und Trainerin Dr. Claudia Borowy den Workshop "Konfliktgespräche im Führungskontext wertschätzend und zielführend gestalten", die jetzt in der Fortbildung von Meister*innen der Veranstaltungstechnik eingesetzt werden sollen. Der Start war für Januar 2021 geplant, doch alle Beteiligten sind sich in einem einig: Ein kunstbasiertes Training verlangt die gemeinsame Anwesenheit im physischen Raum – mit gebührendem Abstand, aber in vollständiger Präsenz. Körperhaltung, Mimik und Gestik sind im Gespräch extrem wichtig – in der Krise genauso wie bei der normalen Organisation von Veranstaltungen – in der Diskussion mit den Gewerken oder in Verhandlung mit Polizei, Ordnungsamt oder Baubehörde.
Beide Bildungsträger stehen im April in den Startlöchern und freuen sich darauf, die kunstbasierten Lernmethoden in ihren Meisterausbildungen mit dem Team von inszenio Baden-Baden live durchzuführen.
Das Projekt wird durch das Institut für angewandte Forschung Berlin (IFAF) gefördert
Foto: © Joerg Parsick-Mathieu